Weiter im Text
Wir spielten in sämtlichen Ostberliner Clubs, wie Pankow, Weißensee, Karlshorst, Prenzl. Berg, Friedrichshagen, Mitte, Treptow bis Lichtenberg, auch im Künstler Club die " Möwe " an der Friedrichstr. usw. (siehe Text nächste Seite, Fotos)
Weiter im Club der Bauarbeiter, Kabelwerk Oberspree (KWO), Transformatoren-Werk Oberspree (TRO), Elektro-Apparate Werk (EAW), Club der Eisenbahner in Karlshorst usw. Außerhalb Berlins in Basdorf, Bernau, Birkenwerder, Werneuchen usw.
Weiter Richtung Süden nach Leipzig, unsere Hochburg Forsthaus Raschwitz, wo die Butlers, (später K.Renft Combo), zu Hause waren. Weiter in den Klubhäusern Wiederitzsch, Gaschwitz, Neukieritzsch bei Borna, Markleeberg, Böhlen, Skeudizsch, Klettwitz, Rudolfstadt (Schwarzer Tal) usw.
Hier nur mal ein Beispiel wie wir am Anfang loszogen, um an unseren Auftrittsort in Basdorf zu gelangen. Wir hatten bis dahin noch kein Transportfahrzeug und konnten es uns auch nicht leisten. Aber wir hatten schon riesige Boxen, wie man auf den Fotos oben sieht. Also nahmen wir unsere ganze Anlage und sind mit der S-Bahn nach Basdorf gefahren. Vom Bahnhof aus waren es noch etliche Kilometer Sandweg, die wir mit dem Gepäck zu laufen hatten, wo wir dann am Auftrittsort völlig erschöpf ankamen. Wenn uns nicht die mitgereisten Fans geholfen hätten, wäre das nicht zu schaffen gewesen. Jetzt musste eine andere Lösung her. Unser so genannter Manager, Joachim Schenk hatte gute Beziehungen zum " VEB Taxi " Autoverleih. Wir liehen uns einen 311er Wartburg aus, wo wir dann die hinteren Sitze ausbauten und das Auto bis zu Decke voll stopften, mit unserer Anlage und Instrumenten. Joachim fuhr den Wartburg mit der Anlage und wir fuhren mit der Bahn oder Zug hinterher zum Spielort. Das war natürlich eine große Erleichterung für uns.
Einmal sind wir aufgetreten im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Schöneweide, zur Auszeichnung der Lehrlinge. Sonst spielte immer nur das Reichsbahn Blasorchester. Diesmal wollten die Lehrlinge eine Beat-Kapelle zum tanzen haben. Also lud man uns
ein. Es war ein großer Kultursaal. Wir kamen dort zu erst an und bauten unsere Anlage auf. Dann kam die Blaskapelle. Die pöbelten gleich los: was wollt ihr denn hier, macht euch nicht so breit mit euren Kartoffelkisten. Wir stehen hier in der Mitte. Holla dachten wir, so unkollegial unter Musikern sind wir noch nie beschimpft worden und rückten nach rechts. Besonders unfreundlich tat sich der einarmige Geiger hervor. Wir nannten ihn so, weil sein rechter Arm etwas behindert war. Er war der Dirigent des Orchesters.
Na wartet sagten wir uns, es ist ja noch nicht aller Tage Abend. Also die Reichsbahner fingen an zu spielen und wir standen unten am Tresen und schauten erstmal zu.
Für die Blaskapelle wurde unten Bier eingeschenkt. Es waren so ca. 20 Bier für die Bläser und sie lechzten schon danach. Die Biere standen da erstmal rum und sollten nach dem spielen auf die Bühne vom Kellner gebracht werden. Wir bekamen das mit und als keiner hin sah, taten wir in jedes Bierglas ein Teelöffel Salz hinein. Wir zogen uns schnell zurück, weil wir nicht in Verbindung gebracht werden wollten, wegen der Biere.
Dann beobachteten wir die Reaktionen der Musiker. Erstmal nahmen sie einen riesigen Schluck. Sie verzogen das Gesicht, dass man meinen könnte, ihnen hat jemand ins Bierglas gepinkelt und spuckten alles aus. Dann tobten sie los und der arme Kellner wußte gar nicht was los ist. Wir grinsten uns eins und die Bläser ahnten schon, von wem das kam. Sie bekamen neue Biere und spielten dann weiter.
Danach setzten wir noch einen drauf. Wir schlichen uns hinter die Bühne und setzten
den riesenhaften Vorhang in Gang, der sich nun langsam schloss vor den Musikern.
Vor den Musikern dirigierte der Einarmige mit seiner Geige das Orchester. Ab und zu machte er auch mal eine Einlage mit seiner Geige und wurde zusehends unruhiger, als der Vorhang auf ihn zukam. Nun wußte er nicht, was er machen sollte. Soll er vor dem Vorhang bleiben oder dahinter. Er versuchte noch den Vorhang aufzuhalten, indem er ihn festhielt. Der Vorhang aber schloss sich und er stand Mutterseelen allein vor dem Publikum. Die Blaskapelle spielte natürlich hinten weiter. Er drehte sich um und wollte durch den Vorhang gehen und suchte verzweifelt die Lücke, aber er fand sie nicht.
Jetzt war er aber wieder dran, mit seiner Geige und musste sein Solo spielen, er geigte alleine da vorne los, aber das Orchester hörte auf zu spielen. Er wußte nun nicht mehr was er machen sollte. Verbeugte sich kurz und wollte wieder durch den Vorhang nach hinten gehen, aber er fand abermals den Durchgang nicht. Nestelte und zog hin und her am Vorhang und verließ am Vorhang entlang schreitend, wutentbrannt die Bühne.
Das Publikum lachte sich kaputt über diese Einlage. Wir wuschen natürlich unsere Hände in Unschuld. Wir standen ja unten und konnten es nicht gewesen sein.
So ist es, wenn man im Glashaus sitzt und mit Steinen wirft.
In Neukieritzsch war das nicht ganz so, wie Achim es auf Seite 107 in seinem Buch beschreibt, dass wir in Ohnmacht gefallen sind. Dieter und ich, wir sind ja gelernte Rundfunkmechaniker und kennen uns mit Strom aus.
Die Bühne war eigentlich sehr klein und aus Holz. Vor uns eine Stufe runter tanzte das Publikum auf den Betonfußboden. Das Metallgeländer war links, wenn man vor der Bühne stand, im Betonboden eingelassen. Irgendwie hatten wir ein Brummen auf unserer Gesangs-Anlage wir wussten nicht woher das kam. Irgend eine Erdschleife dachten wir. Netzstecker umgedreht usw., nichts half.
Also kamen wir auf die Idee, den Verstärker mit dem Geländer zu erden und siehe da
das Brummen war weg. Wenn man dann aber auf den Betonboden stand und das Geländer anfasste, kribbelte es leicht in der Hand. Also sagten wir dem Publikum bescheid, dass keiner das Geländer anfassen sollte, weil man eventuell einen Stromschlag bekommen könnte.
Im laufe des Abends, machten sich natürlich einige ein Jux daraus und fassten schnell mal das Geländer an, aber es passierte nichts. Bis ich beobachtet, ich stand ja unmittelbar am Geländer und schaute ins Publikum, wie einer der vor mir tanzte, das Geländer anfasste und mächtig das Gesicht zu einer Grimasse verzog. Er versuchte mit der einen Hand, die Hand loszumachen, mit die er sich am Geländer festhielt. Ich dachte noch so ein Idiot, der tut doch bloß so und wollte ihn schon auf die Finger klopfen. Irgend wie kam er dann aber doch los und sackte dann Ohnmächtig zusammen. Krankenwagen geholt, waren keine Folgeschäden zu vermelden. Er ist irgendwie kleben geblieben. Entweder war er sehr sensibel gegen Strom oder seine Schuhe waren zu feucht vom Tanzen. Wir haben noch später recherchiert. Entweder hatten wir auf dem Schukostecker Schutzkontakt eine Phase oder Dieters selbstgebauter Verstärker hatte Netz Masse-Schluss.
Ich machte also bei Diana solange mit, bis ich 1965 zur Armee gerufen wurde. Es stimmt also nicht wie Achim auf Seite 93 schreibt, dass meine Freundin Regina daran Schuld war, dass ich die Band verlassen habe. Im Gegenteil, als die Band mich im Freedersdorfer Club "Freundschaft" im Bezirk Friedrichshain in unserer Hochburg verabschiedet hatte, habe ich mich vor der Einberufung gedrückt, wo ich nur konnte. Ich hatte noch kurz bevor ich einziehen musste zur Armee, mich ins Krankenhaus einliefern lassen, um mir die Mandeln rausnehmen zu lassen.
Aber am nächsten Tag hatte mich das Armeekommando mit Pauken und Trompeten aus dem Krankenhaus rausgeschmissen und den Arzt zusammengestaucht. Also bin ich mit langen Haaren und knirschenden Zähnen eingerückt.
Für mich ist dann Zigeuner Maxe als Rhythmusgitarrist eingesprungen. Später kam Speiche als Bass-Mann hinzu. Kochi, Maxe und Speiche
(siehe Eulenspiegel Oktoberheft 1965, später auch im " Der Stern " Zeitschrift im Westenteil abgebildet ), kamen aus Lichtenberg und somit reisten die Lichtenberger Fans immer mit. Die Lichtenberger Szene ist ja dadurch auch " berühmt " geworden. Überall wo sie mit reisten, gab es Ärger. Schuld war natürlich immer die Band, weil sie die Leute angeblich mit der Rockmusik aufputschten und so kam es dann 1965 auch zu Spannungen zwischen den Lichtenbergern und Weißenseern Fans, die sich bei einen Auftritt von Diana, im " VEB Stern-Radio Berlin Weißensee " eine Saalschlacht lieferten. Ich war ja nicht mehr mit dabei. Alles weitere beschreibt " Achim Mentzel " in seinem Buch (siehe oben ab Seite 106)
Wenn es vorher noch halbwegs ging mit der Band, dann gab es jetzt nur noch Ärger. Dieter stieg dann aus, weil ihm die Musikrichtung nicht mehr gefiel. Es wurde fast nur noch Stones nachgespielt. Dafür kam Speiche, der dann später wegen asozialen Verhaltens verhaftet wurde. Es setzte jetzt eine wahre Hetzkampagne gegen Diana ein. Schliesslich wurde Dieter wieder in die Band geholt.
Der Freedersdorfer Club " Freundschaft " in Friedrichshain, der unsere Hochburg war, wurde wegen Schlägereien geschlossen. Dann bekam Diana Spielverbot. Danach zog man Achim und Dieter zur Armee ein und damit hatte Diana aufgehört zu existieren.
Ein Versuch Diana Show Quartett zu rehabilitieren, durch einen Film vom Regisseur Bernd Maywald, mit eigenen selbst komponierten Musiktiteln, gelang nicht so richtig. Auch hier waren im Hintergrund " bestimmte Personen " dabei das zu boykottieren.
Leider sind wir Diana's durch die Armeezeit alle auseinander gerissen worden.
Mit Achim und Dieter hätte ich gerne wieder nach der Armeezeit weiter gemacht. Dann hätte ich schon dafür gesorgt, dass Achim nicht als Schlagersänger und Volksmusik-Moderator seine Karriere beendet. Als Moderator im TV habe ich ihn mir nicht gerne angesehen, weil er immer so steif wirkte (oder lag es an den Textlator ???) und wohl deshalb veräppelte Moderator " Kalkofe " ihn im Fernsehen. Aber als Spaßmacher war er unschlagbar. Er verbreitete überall eine tolle Stimmung. Schade, dass wir nicht mehr zusammen gekommen sind. Wir hätten noch eine Menge in der Musik bewegen können. Aber anderthalb Jahre warten, war mir dann doch zu lange.
Nach meiner Armeezeit, gründete ich das " Joco Dev Quartett ".
Achim ging zu Fritzens Dampferband. Von Dieter hat man musikalisch nichts mehr gehört. Dabei war er der talentierteste Musiker von uns allen. Er arbeitete im Puppentheater Greifswalder Straße, als Techniker und war dann nicht mehr aufzufinden. Kochi spielte noch in mehreren Bands, deren Namen ich nicht mehr weiß. Seine letzte Band in Lauenburg hieß " Line Out "(1985 ausgereist). Er verstarb † im Juli 2008 in Lauenburg, wo Bernd Maywald und ich ihn die letzte Ehre erwiesen. Maxe verstarb † schon im Juni 2004.
Wir waren durch die Armee zerstreut in alle Winde. Jeder musste sich neu orientieren Als ich nach Jahren mit " Achim Mentzel " wieder auf einer Bühne im Kulturhaus der "Wabe" von Prenzl. Berg stand, wir als " Duo GAG ", er als Schlagersänger, fragte ich ihn, warum er nicht bei der Rock Musik geblieben ist und er antwortete mir, " Ich wollte und musste unbedingt auf die Bühne, egal was ich mache " So war er schon als jugendlicher in der Schule gewesen, sich unbedingt produzieren zu müssen.
Vor der Klasse stellte er sich hin und sang seinen Mitschülern jede Woche den Nr.1 Hit aus Schlager der Woche vor. Das erzählte er einmal in einer Talk Show.
Mir war das nie egal gewesen was ich mache. Ich war immer Motor, ob Rocker, im Aufbau einer neuen Band, mit neuen Leuten oder Technik.
Achim lud noch mal alle Musiker von Diana ein, als er sein Buch
" Alles Achim oder Was " zur Premiere vorstellte.
Er selber glänzte durch Abwesenheit. Er hatte sich Tage vorher beim Fußballspielen, einen Bänderriss zugezogen und lag im Krankenhaus. Ich war der einzige, der von den
Diana's da war und sollte aus dem Buch vorlesen. Presse, Funk und Fernsehen waren anwesend. Aber da ich nicht darauf vorbereitet war, musste ich dankend ablehnen.
Kalkofe sprang ein und rezitierte ein paar Sätze aus dem Buch.
Er war ja auch kompetenter als ich.
Kalkofe ist derjenige, mit dem sich " Achim Metzel ", im Fernsehen ein witziges Duell lieferte. Sie veräppelten sich gegenseitig.
Ich gab noch ein Fernsehinterview, welcher Sender das war ??? und damit war die Legende
" Diana Show " nur noch eine Musik-Geschichte von vielen.
" JoSch"